Wer heute sein Geld anlegen will wird oft mit einer Vielzahl an Möglichkeiten überfordert. Fonds hier, strukturierte Produkte da. Dabei bilden nur wenige Anlageklassen die Basis für alle möglichen Kombinationen. Deren Ausprägungen und Eigenschaften zu kennen ist grundlegend für Investitionsentscheidungen.
Zu den klassischen Anlageklassen (in Bankersprache: Assetklassen) gehören Bargeld, Aktien, Anleihen und Immobilien. Eine Anlageklasse fasst Kapitalanlagen mit ähnlichen Eigenschaften zusammen.
Bargeld oder auch Geld, das du auf deinem Bankkonto verfügbar hast ist vor allem das: verfügbar. Es bringt dir wenig bis keine Zinsen und verliert aufgrund der Inflation an Wert. Aktien sind Anteile an Unternehmen – du bist zu einem Bruchteil Eigentümer. Erwirtschaftet dein Unternehmen Gewinne, gewinnst auch du als Eigentümer. Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, das heisst du verleihst dein Geld an einen Schuldner, das kann zum Beispiel ein Staat oder ein Unternehmen sein, und du erhältst es mit Zinsen zurück, wenn dein Schuldner nicht zahlungsunfähig wird. Immobilien sind Eigentumsrechte an Liegenschaften. Diese kannst du direkt halten (dein Haus, Wohnung9 oder indirekt über einen Immobilienfonds.
Ein Beispiel
Lukas erhält 5 CHF Sackgeld, die er jeweils fleissig in sein Sparschwein packt. Lukas weiss, dass er immer Geld verfügbar hat um Schokolade zu kaufen, wenn er das möchte. Aber eigentlich spart er auf einen Drachen, der 40 CHF kostet. Im Bargeld-Szenario bedeutet dies 8 mal Taschengeld bekommen und einen sicheren Termin wann er seinen Drachen bekommt – sofern nicht in der Zwischenzeit die Drachenpreise steigen.
Nun macht Moritz Lukas ein Angebot, das einer Aktienanlage entspricht. Lukas soll ihm sein Taschengeld geben, er kauft davon Zitronen und macht daraus Limonade für seinen Limonadenstand. Aus 5 CHF für den Kauf von Zitronen würde Moritz locker 8 CHF mit dem Verkauf von Limonade machen. Das klingt verlockend für Lukas, denn so könnte er sich seinen Drachen schon mit dem fünften investierten Taschengeld kaufen. Andererseits, was, wenn Moritz auf der Limonade sitzen bleibt und nichts verkauft? Im Aktien-Szenario hat Lukas also die Möglichkeit auf Gewinn aber auch Verlust.
Moritz ist sich seiner Sache so sicher, dass er Lukas mit einer Anleihe anbietet das Verlustrisiko selbst zu tragen. Er will sich das Taschengeld von Moritz ausleihen, damit sein Limonadengeschäft machen und ihm dann das Taschengeld mit Zinsen zurückzahlen: Für ausgeliehene 5 CHF erhält Lukas 6 CHF zurück. Ob Moritz erfolgreich ist kann Lukas dann egal sein, denn Moritz muss seine Schulden mit Zinsen so oder so an Lukas zurückzahlen. Der Ausfall seines Schuldners Moritz ist für Lukas recht unwahrscheinlich: Er wird mit seinen 7 Jahren weder untertauchen noch das Land verlassen. Im Anleihe-Szenario muss Lukas bis zum 7. Taschengeld auf seinen Drachen warten, doch dann ist er ihm so gut wie sicher.
Statt auf einen Drachen zu sparen oder sein Geld an Moritz’ Limonadengeschäft zu geben könnte Lukas auch einen eigenen Limonadenstand (eine Immobilien) erwerben. Den könnte er selbst nutzen oder vermieten. Der Stand wäre bald sicher viel mehr wert als ein Drachen denn dank globaler Erwärmung hätten die Leute bestimmt mehr Durst. Andererseits könnte ein Tropensturm den Stand auch wegfegen was wiederum für die Anschaffung eines stabilen Drachens spricht. Im Immobilien-Szenario kann Lukas also eine vermeintlich sichere Anlage kaufen.
In diesem einfachen Beispiel muss Lukas zwischen Gewinnaussicht und Verlustrisiko abwägen. Nun ist die Welt nicht ganz so einfach wie ein Limonadenstand und es gibt viele Varianten, die auf diesen grundlegenden Anlageklassen aufbauen. Jedoch lässt sich jede Kapitalanlage entlang den drei Kriterien Sicherheit, Liquidität und Rendite beurteilen.
Die Kriterien
Bei Sicherheit geht es um die Erhaltung des angelegten Vermögens. Die Sicherheit einer Kapitalanlage hängt von den Risiken ab, denen sie unterworfen ist, z.B. die Bonität des Schuldners, das Kursrisiko oder das Währungsrisiko.
Bei Liquidität geht es um die Verfügbarkeit des angelegten Vermögens: Wie schnell kann dein Anlagebetrag in einen bestimmten Wert wieder in Bankguthaben oder Bargeld umgewandelt werden? Börsengehandelte Wertpapiere sind dazu in der Regel gut geeignet, deine Eigentumswohnung oder Beteiligungen an geschlossenen (also nicht öffentlich handelbaren) Gesellschaften sind nicht liquide.
Unter Rendite einer Anlage versteht man das Verhältnis aus dem Ertrag einer Kapitalanlage bezogen auf den Kapitaleinsatz. Zu den Erträgen gehören unter anderem Zinszahlungen und Ausschüttungen oder Wertsteigerungen und Wertverluste. Erträge können dir je nach Art der Anlage regelmäßig zufließen oder auch nicht ausgeschüttet und stattdessen angesammelt werden. Erträge können im Zeitablauf gleich bleiben oder schwanken.
Die drei Kriterien Sicherheit, Liquidität und Rendite stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Um einen möglichst hohen Grad an Sicherheit und Liquidität zu erreichen, musst du eine niedrigere Rendite akzeptieren – so zum Beispiel bei Bargeld. Und hohe Rendite und hohe Sicherheit können zu Einschränkungen in der Liquidität führen – wie bei Immobilien. Und für hohe Rendite mit hoher Liquidität muss du Abstriche bei der Sicherheit machen und ein höheres Risiko tragen – wie bei Aktien. Das bedeutet, dass du dir über deine Präferenzen in den Dimensionen Sicherheit, Liquidität und Rentabilität Gedanken machen und deine Anlageentscheidungen entsprechend ausrichten musst, wenn du ans Investieren denkst.
Hier erfährst du alles zu den einzelnen Anlageklassen im Detail oder zu ETFs (Exchange Traded Funds) im Besonderen.
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Last update: 24.11.2018 21:02