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Herdeneffekt beim Investieren: Warum uns die Richtung unserer Investments weniger interessiert wenn wir gemeinsam laufen

Smolio wissen_herdeneffekt beim investieren
Lesedauer 3 Minuten

Warum haben wir uns alle so geirrt? Die Finanzkrise, der Brexit, der Zusammenbruch eines Unternehmens. Ein Tief, ein Hoch, was auch immer. Das Schlagwort ist das «wir». Denn «ich» war doch kritisch, skeptisch, vorsichtig … Aber «wir» waren uns alle sooo sicher. Warum stürzen wir uns freudig auf Investments, wenn es alle anderen tun? Und warum lassen wir uns von Angst anstecken, wenn es mal «blitzt und donnert»? Der Herdeneffekt beim Investieren.

Der Aktienkurs ist ein Preis. Er ergibt sich aus dem Angebot an Aktien und der Nachfrage nach Aktien. Der Kurs gibt auf Basis aller heute verfügbaren Informationen die Einschätzung von allen Anlegern über den Wert eines Unternehmens in einem Preis (dem Aktienkurs) wieder. Der Preis enthält also alle bekannten und erwarteten Entwicklungen. Diesen Preisfindungsmechanismus nennt die Wissenschaft die Efficient Market Hypothesis. Eugene Fama hat dafür sogar einen Nobelpreis bekommen. Soweit so gut.

Wie ergibt sich die Nachfrage?

Da sind zum einen die historischen Werte. Hat sich eine Aktie oder ein Index in der Vergangenheit gut entwickelt, vertrauen wir auch in Zukunft darauf. Und dann sind da noch die Prognosen. Folgen Aktien oder Indizes einem Trend, blicken wir mit ihnen zuversichtlich in die Zukunft. Obwohl auf jedem Verkaufsprospekt für Finanzanlagen doch mehr als deutlich draufsteht, «Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung». Aber schliesslich ist da ja noch das Verhalten der anderen Anleger. Und die können nicht falschliegen. Oder?

Der Herdeneffekt beim Investieren

Dazu eine kleine Geschichte. Nach der Aufhebung des Kuba-Embargos durch die USA erlebte die Aktie mit dem klingenden Namen «Havanna Holding SA» einen Höhenflug. Ja klar, oder? Das hat einige Anleger zum Mitmachen animiert. Blöd nur, dass die Aktie zwar wie die Hauptstadt von Kuba heisst, ansonsten aber recht wenig mit dem Land zu tun hat. Denn das Unternehmen dahinter kommt aus Buenos Aires, Argentinien, und betreibt dort Kaffeeläden. Und natürlich hat sich der Kurs der Aktie mittlerweile wieder nach unten erholt. Doof für die Herdentiere.

Der Herdeneffekt beim Investieren beschreibt das Phänomen, dass wir mit unserer Entscheidung der Masse folgen. Nahezu blindlings. Auch in den Abgrund. Weil all die anderen ja nicht falschliegen können. Zumindest nicht falscher als ich. Und ausserdem muss ich mir dann auch keine eigenen Gedanken machen. Das ist bequem. Und ich kann auch auf die anderen zeigen, wenn ich falschliege. Schliesslich lagen wir ja alle falsch. Das tröstet. Vielleicht zumindest ein wenig. André Kostolany, ein bekannter Börsen- und Finanzexperte, sagte einmal: «Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.»

Doch geteiltes Leid ist eben nicht nur geteiltes Leid. Sondern bei falschen Finanzentscheidungen oder Versäumnissen auch mal vervielfachtes Leid. Und hierfür gibt es eine einfache Faustregel: Je schneller die Masse rennt, desto unkontrollierter rennt der Einzelne. Mit anderen Worten: auch «alle» können falschliegen. Wenn alle eine bestimmte Vermögensklasse kaufen, wird diese teurer. Das ist logisch, einfach nur, weil die Nachfrage steigt. Nicht, weil sich die fundamentalen Fakten ändern. Das gilt für Immobilien. Für Infrastruktur. Oder für Gold. Oder Cryptos.

Zusammenfassung: Herdeneffekt beim Investieren

Die meisten Menschen fühlen sich wohl, wenn sie einer Gruppe angehören. Auch am Kapitalmarkt laufen Menschen mit ihren Entscheidungen denen anderer Menschen nach – sie verhalten sich wie die anderen Mitglieder einer Gruppe. Sie kaufen das, was andere kaufen, sie kaufen umso mehr, je mehr die Börsen steigen. Sie verkaufen, was die anderen verkaufen, und verkaufen, wenn die Börsen fallen. Der Herdeneffekt beim Investieren beschreibt genau dieses Verhalten. Eine Börsenweisheit des Barons Rothschild fasst dies knackig zusammen: «Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.» Und baut darauf eine ganze Anlagestrategie auf. Du musst nun nicht grad zum Experten für antizyklisches Investieren werden. Aber wir meinen: Trau dich, bei Finanzentscheidungen kritisch zu sein, besonders dann, wenn es andere nicht sind. Denn es ist dein Geld, nicht das der anderen.

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Last update: 09.12.2024 21:28

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