Der Dezember ist voller Feste, Feiern, Geschenke… und Ausgaben! Die finanziellen Konsequenzen spüren wir dann häufig im Januar. Wir sprechen mit Daniel Christen von Systemcredit über das Januarloch. Er kennt die Liquiditätsengpässe zum Jahresbeginn von KMUs und findet, auch Privatpersonen und Familien sollten ihre Finanzen wie eine kleine Firma planen.
Wir sehen das Januarloch jedes Jahr kommen, warum denkst du, bereiten wir uns zu wenig vor?
Daniel: Sehen wir es wirklich kommen? Ich glaube eher, dass wir im immer gleichen Muster gefangen sind. Das letzte Quartal des Jahres ist anstrengend und von der sommerlichen Outdoorneigung ziehen wir uns dann ins gemütliche, warme Innere zurück. Da machen wir es uns bequem und lassen uns vom Januarloch immer wieder erwischen. Es ist eigentlich wie beim Krankenkassenwechsel von uns Privatpersonen, den wir auch aus Bequemlichkeit – und wider besseres Wissen – regelmässig verpassen.
Dr. Daniel Christen ist CEO von Systemcredit und Kreditexperte
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Wir wüssten es also eigentlich besser. Siehst du bei Unternehmen ähnliche Muster?
Daniel: Gerade die kleinen, agilen Unternehmen sind meist auch überschaubar und könnten sich eigentlich gut vorbereiten. Aber sie haben wenig Manöverierraum und alles bleibt am Chef, der Chefin hängen. Die mittleren Unternehmen mit zwischen 50 und 250 Mitarbeitenden habe meist einen höheren Organisationsgrad, insbesondere einen angestellten Finanzchef, und die haben es dann im Griff. Der Finanzchef wird ja auch dafür bezahlt, die Profitabilität der Firma zu erhöhen. Diese Firmen haben auch Verhandlungsmacht, im Gegensatz zu kleinen Firmen oder uns Privatpersonen.
Was unterscheidet uns Privatpersonen oder eine Familie von einem Unternehmen bei der Budgetplanung?
Daniel: Ich mache mich stark dafür, die Finanzen der Familie wie eine kleine Firma zu verstehen. Firmen sind ja auch produktive soziale Systeme und bestehen aus Menschen. Der grosse Unterschied liegt darin, dass der Lebenszyklus von uns Menschen anders als der von Firmen ist und wir unsere Budgetplanung entsprechend ausrichten müssen.
Also, was können wir tun innerhalb unserer Familie und unseres Manövrierraums, um uns auf das Januarloch vorzubereiten?
- Konsumrausch hinterfragen: Natürlich sollen wir es uns im Warmen gemütlich machen und Weihnachten geniessen. Gleichzeitig können wir uns den Konsumrausch bewusst machen statt automatisch mitzumachen. Mit wem alles will ich mich wirklich noch in diesem Jahr zum Glühwein Apéro oder Weihnachtsessen treffen? Muss ich wirklich allen etwas schenken? Vielleicht kann die eine oder andere kostspielige Angelegenheit gestrichen oder durch eine Aktivität im Januar ersetzt werden.
- Ausgaben planen: Und zwar nicht nur für den Dezember, sondern viel wichtiger, auch für den Januar. Wenn ich weiss, was im Januar alles ansteht, kann ich im Dezember viel besser meine Ausgaben abwägen. Ich bin dadurch auch weniger versucht, alles Geld noch in diesem Jahr auszugeben, als gäb’s kein nächstes. Denn ich habe mir ja bewusst gemacht, dass es im Januar auch noch vieles zu erleben gibt. Ausserdem kann ich jonglieren und schon jetzt weniger Ausgaben im Januar planen. Vielleicht gehe ich dann erst im Februar wieder Skifahren.
Schliesslich wollen wir alle eine entspannte Weihnachtszeit haben – und einen entspannten Jahresbeginn ohne Januarloch!
Last update: 13.12.2018 10:20