Schweizer Vorsorgesystem verstehenPensionierung und Rente planen

Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz: im Ruhestand genug fürs Auskommen haben

Wie viel geld braucht ein rentner in der schweiz smolio
Lesedauer 4 Minuten

Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz? Das unterscheidet sich individuell. Wovon du jedoch ausgehen kannst, ist, dass du als Pensionierter ohne eigene Vorsorgemassnahmen viel weniger haben wirst als heute. Und zwar rund 40 % weniger Einkommen, mit dem du auskommen musst. Wie kommt diese Einkommenseinbusse zustande und wie kannst du sie ausgleichen?

Eine Ersatzquote von 60 % ist das Leistungsziel von erster und zweiter Säule

Das Schweizer Vorsorgesystem besteht aus zwei obligatorischen und einer freiwilligen Säule. Die erste Säule (AHV, Alters- und Hinterbliebenenversicherung) und die zweite Säule (BVG, Gesetz über die berufliche Vorsorge) sollen dir nach der Pensionierung ein Einkommen von rund 60 % des Bruttoeinkommens sicherstellen – also 40 % weniger als du jetzt hast. Dies gilt allerdings auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Einige der wichtigsten sind: du wirst «ordentlich» pensioniert (Männer und Frauen mit 65 Jahren) und du hast seit dem 20. Lebensjahr immer mindestens so viel wie der Durchschnitt aller anderen eingezahlt.

Hast du? Immerhin. Denn gemäss dem Bundesamt für Statistik1 gehen rund 40 Prozent der Erwerbspersonen vor dem ordentlichen Pensionsalter in Rente – freiwillig oder unfreiwillig. Und tragen die entsprechenden lebenslangen Renteneinbussen in erster und zweiter Säule.

Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz? Die dritte Säule bringt’s

Wenn du nicht selbst handelst, wirst du also nach deiner Pensionierung die staatlich geregelten Leistungen (AHV, BVG) als Ruhestandseinkommen beziehen. So viel und nicht mehr. Damit das nicht sein muss, gibt es in der Schweiz die dritte Säule. Sie soll Herrn und Frau Schweizer ermöglichen, Vorsorgelücken zu reduzieren oder zu schliessen.

Gemäss einer Studie2 der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft kümmern sich jedoch nur rund 60 % der Deutschschweizer um ihre dritte Säule. Dies deckt sich mit Studien, z. B. dem repräsentativen Vorsorgemonitor 3 der UBS. Demzufolge besitzt nur etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Erwerbstätigen ein Säule-3a-Konto. Gehörst du auch dazu?

So sollte dein Einkommensmix im Alter aussehen

Dein Einkommen im Ruhestand sollte aus drei Säulen und zusätzlich freiem Vermögen stammen. Basierend auf Schweizer Durchschnittswerten könnte dein Einkommen bei der Pensionierung so aussehen. Am besten rechnest du dir mit deinen Zahlen in unserem kostenlosen Rentenrechner in 1 Minute durch, wie es für dich aussieht.

Wie viel geld braucht ein rentner in der schweiz

Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz: die Basics zur Schweizer Altersvorsorge

1. Säule: die umlagefinanzierte Pflichtversicherung für alle

Umlagefinanziert bedeutet, dass die Beiträge der einen (berufstätige Einzahler) gleich wieder an andere (Rentner) ausgeschüttet werden. Die AHV führt bei den verschiedenen Ausgleichskassen für dich ein sogenanntes individuelles Konto. Dies sammelt Informationen, die zur Berechnung deiner künftigen AHV-Rente erforderlich sind. Es ist aber kein Vermögenskonto mit echten Werten. Die AHV ist eine Grundsicherung, die die Existenz sichern und Armut im Alter vermeiden soll.

2. Säule: die kapitalgedeckte Versicherung für Berufstätige

Kapitalgedeckt bedeutet, dass deine Beiträge als Einzahler deinem individuellen Konto bei deiner Pensionskasse gutgeschrieben werden. Du kannst das mit einem Sperrkonto bei einem Finanzinstitut vergleichen, auf das du nicht zugreifen kannst, bis du pensioniert wirst. Das «Finanzinstitut» ist im Regelfall deine Pensionskasse oder eine andere Vorsorgeeinrichtung, die dein Vermögen bewirtschaftet und vermehrt. Dieses Vermögen gehört dir und soll dir nach der Pensionierung erlauben, deine Lebenshaltungskosten zu decken.

3. Säule: die freiwillige und private Vorsorge

Freiwillig bedeutet, du kannst oder vielmehr solltest, musst aber nicht privat etwas beiseitelegen. Es gibt die Säule 3a, bei der du richtig Steuern sparen kannst, und die Säule 3b, um weiteres Vermögen aufzubauen. Du hast wie bei der zweiten Säule ein oder mehrere individuelle Konten. Diese sind wie die zweite Säule kapitalgedeckt – du zahlst auf dein Konto ein. Im Fall der Säule 3a ist das Geld grundsätzlich bis zu deiner Pensionierung gesperrt. Das nennt man «gebundene Selbstvorsorge».

Vorher gibt es genau definierte Fälle, in denen du die gebundenen 3a-Mittel wieder beziehen kannst: wenn du dich selbstständig machst, aus der Schweiz auswanderst, die Mittel für eine selbst genutzte Immobilie benötigst oder dich in deine Pensionskasse einkaufen willst. Um dich zu motivieren, Geld zurückzulegen, wird die Säule 3a steuerlich sehr stark gefördert.

Dein Vermögen in der dritten Säule (gebundene Vorsorge, Säule 3a und die sog. ungebundene Vorsorge, also dein freies Vermögen in der Säule 3b) soll die erste und zweite Säule ergänzen. So reduzierst oder schliesst du Vorsorgelücken aus der ersten und zweiten Säule.

Unser Tipp: Anlegen in ETFs für alle in der Säule 3b mit wenigen Klicks

Es ist empfehlenswert, in der Säule 3b auf passive Anlageprodukte wie Exchange Traded Funds (ETFs) zu setzen. Warum? Sie rentieren langfristig viel besser. Solche Produkte kannst du dir selbst aussuchen und für dein Wertpapierdepot kaufen oder einen Anbieter wählen, der dies nach deinen Vorgaben zusammenstellt und verwaltet. Wir finden dazu die einfache Anlage-App von findependent nützlich.

Was kannst du nun für dein Auskommen tun?

Nun, du kannst die «harte Tour» gehen und im hier und heute dein Haushaltsbudget für den Ruhestand aufstellen. Das ist sehr empfehlenswert. So kannst du genau ermitteln, ob das Ruhestandseinkommen aus AHV und Pensionskasse reicht. Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz? Das weisst du dann für dich ziemlich genau. Oder du ziehst die Faustregel heran, nach der du auch im Ruhestand rund 80 % deines letzten Bruttoeinkommens als Einkommen benötigst, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten.

20 Prozent sind oft entbehrlich, etwa weil direkt berufsbezogene Ausgaben und Fahrtkosten wegfallen. Ausserdem entfallen oder sinken Zinszahlungen für die Hypothek von Eigentumswohnung oder Haus, weil die zweite Hypothek amortisiert wurde. Und die Ansparphase für die private Vorsorge endet. Häufig gibt es auch keine Ausgaben mehr, um Kinder bei Ausbildung oder Studium zu unterstützen, weil sie indessen auf eigenen Beinen stehen. Andererseits können auch Ausgaben hinzukommen, weil du beispielsweise mehr Zeit für ein Hobby hast oder endlich deine Reiseträume umsetzen willst oder einfach Geld für medizinische Behandlungen benötigst.

Unter dem Strich gehen Experten deshalb davon aus, dass du im Alter weniger Geld brauchst als im Arbeitsleben – daher die 80%-Faustregel.

Zusammenfassung: Wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz?

Die erste Säule bietet eine existenzielle Grundsicherung. Sie soll zusammen mit der Rente aus der zweiten Säule Versicherten die Fortsetzung ihres gewohnten Lebensstandards ermöglichen. Gemeinsam zielen sie auf eine Ersatzquote von rund 60 % der BVG-Obergrenze. Wenn du mehr verdienst, bekommst du leider auch weniger als die 60 %. Experten gehen davon aus, dass du als Rentner 80 % deines letzten Bruttoeinkommens brauchst. Darum musst du dir selbst mit der dritten Säule ein genügend grosses Polster aufbauen. Jetzt weisst du, wie viel Geld braucht ein Rentner in der Schweiz braucht: 80 % des letzten Bruttoeinkommens.

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Wir haben für die Erstellung der Inhalte dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Fehler können wir trotzdem nicht ausschliessen und können keine Gewähr für inhaltliche Korrektheit, Aktualität des Inhalts und Vollständigkeit bieten. Der Artikel ersetzt keine steuerliche Beratung. Wir bieten keine Anlage- oder Steuerberatung an und empfehlen Steuerfragen in jedem Fall mit einem Steuerexperten und/oder der zuständigen kantonalen Steuerverwaltung abzuklären. Jegliche Haftung wird abgelehnt.

  1. Bundesamt für Statistik, Neurentenstatistik Link ↩︎
  2. Link zur ZHAW-Studie (2016): Entscheidungsverhalten in der privaten Altersvorsorge ↩︎
  3. Link zur UBS Studie Vorsorgemonitor (2017) ↩︎

Last update: 08.09.2025 18:18

Autor

Articles

Thomas ist Experte für Finanz- und Vorsorgethemen mit über 30 Jahren Anlageerfahrung in fast allen Anlageklassen und zwei Vorsorgesystemen. Als Stiftungsrat und Vizepräsident der Anlagekommission einer der grössten Schweizer Pensionskassen (über 13 Milliarden Anlagevermögen) kennt er die Herausforderungen bei Finanzentscheidungen aus erster Hand. Er bringt komplexe Themen mit seinem Hintergrund als promovierter Wirtschaftswissenschaftler einfach, unabhängig und pragmatisch auf den Punkt.
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