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Gender Pension Gap Schweiz: Was du wissen musst

Gender pension gap schweiz rentenlücke
Lesedauer 5 Minuten

Gender Pension Gap Schweiz betrifft deine Altersvorsorge direkter, als du denkst. Frauen erhalten in der Schweiz rund 30 % weniger Rente als Männer – und das hat klare Gründe. Entdecke jetzt, wie die Rentenlücke entsteht, wer besonders betroffen ist und was du tun kannst, um deine finanzielle Zukunft zu sichern.

Was ist der Gender Pension Gap Schweiz?

Der Gender Pension Gap Schweiz beschreibt die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern in der Schweiz. Diese Lücke ist erheblich: Frauen erhalten durchschnittlich 31.2 % weniger Rente als Männer. Das entspricht einem Unterschied von 16’379 Franken pro Jahr. Dieser Wert hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.

Konkret bedeutet dies: Während Männer 2023 eine durchschnittliche Gesamtrente von 52’488 Franken erhielten, bekommen Frauen nur 36’108 Franken. Diese Differenz zeigt sich bereits beim Equal Pension Day: Bis zum 1. September haben Männer schon so viel Rente erhalten, wie Frauen bis Ende Jahr noch erwarten können.

Unser Tipp

👉 Informiere dich frühzeitig über deine Vorsorgesituation. Die Rentenlücke entsteht über Jahre hinweg durch verschiedene Lebensentscheidungen.

Warum entsteht die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern?

Der Gender Pension Gap Schweiz geht hauptsächlich auf unterschiedliche Erwerbsbiografien zurück. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und arbeiten mehr Teilzeit – meist aus familiären Gründen. Diese Entscheidungen sind in den meisten Fällen mit der Kinderbetreuung oder der Berufswahl verbunden.

Ein weiterer Faktor ist die traditionelle Rollenteilung in der Schweiz: Väter arbeiten mit einem um rund 40 Prozentpunkte höheren Pensum als Mütter. Mütter in Konkubinatspaaren arbeiten durchschnittlich in einem 58-%-Pensum, verheiratete Mütter sogar nur in einem 45-%-Pensum. Bei Vätern liegt das Pensum bei rund 90 %.

Diese Unterschiede spiegeln sich direkt in der Altersvorsorge wider. Das Schweizer Vorsorgesystem honoriert kontinuierliche Vollzeitarbeit und benachteiligt Personen mit Erwerbsunterbrüchen oder Teilzeitarbeit. Deshalb führen familiäre Entscheidungen zu langfristigen finanziellen Nachteilen – besonders für Frauen.

Die Auswirkungen sind dramatisch: Frauen sind fast doppelt so häufig von Altersarmut betroffen wie Männer (17,7 % vs. 9,9 %). Zwei Drittel der Ergänzungsleistungsbezüger sind weiblich – nicht zuletzt, weil Frauen älter werden als Männer und daher ihre Rente bei Pflegebedürftigkeit nicht reicht. 😞

Wie wirkt sich Teilzeitarbeit auf deine Altersvorsorge aus?

Teilzeitarbeit hat erhebliche Auswirkungen auf alle drei Säulen der Altersvorsorge und trägt so zum Gender Pension Gap Schweiz bei. In der Schweiz arbeiten 78 % der Mütter Teilzeit, sowie 40 % der Frauen ohne Kinder. Bei Männern sind es nur 20 %.

Auswirkungen auf die AHV (1. Säule): Wer Teilzeit arbeitet, zahlt weniger in die AHV ein und erhält eine tiefere Rente. Für die maximale AHV-Rente von 2’520 Franken pro Monat muss man während der gesamten Beitragsdauer durchschnittlich 90’720 Franken im Jahr verdienen. Das ist für Teilzeitarbeitende oft unrealistisch.

Probleme in der Pensionskasse (2. Säule): Hier wirkt sich Teilzeitarbeit besonders negativ aus. Der Koordinationsabzug <LINK> von 26’460 Franken wird unabhängig vom Arbeitspensum vom Lohn abgezogen. Bei einem Jahreslohn von 40’000 Franken sind nur noch etwa 33 % des Lohns obligatorisch versichert.

Die Eintrittsschwelle liegt bei 22’680 Franken jährlich. Viele Teilzeitarbeitende fallen dadurch ganz durch die Maschen der beruflichen Vorsorge.

Unser Tipp

👉 Prüfe, ob deine Pensionskasse bereits ein verbessertes Teilzeitmodell anbietet. Sehr viele Pensionskassen haben heute solche Modelle.

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Welche Rolle spielt die Kinderbetreuung bei der Rentenlücke?

Die Kinderbetreuung ist eine ganz wesentliche Ursache für den Gender Pension Gap Schweiz. Frauen reduzieren nach der Geburt eines Kindes deutlich ihr Arbeitspensum, während Männer kaum betroffen sind. Diese Rollenteilung hat langfristige Konsequenzen für die Altersvorsorge.

Bei Paaren mit Kindern leisten Frauen fast zwei Drittel mehr unbezahlte Haus- und Familienarbeit als ihr Partner. Mütter verbringen durchschnittlich fünf Jahre ausserhalb des Arbeitsmarkts. Mit jedem Kind verlängert sich diese Zeit.

Unterschiede zwischen den Vorsorgesäulen: In der AHV wird die Betreuungsleistung honoriert. Erziehungsgutschriften können die AHV-Rente bei voller Beitragsdauer um bis zu 350 Franken pro Monat erhöhen. Diese Gutschriften werden automatisch bei der Rentenberechnung berücksichtigt. In der zweiten Säule gibt es hingegen keinen Mechanismus, der Erziehungs- und Betreuungsarbeit anerkennt. Die Rentenhöhe ist untrennbar mit der Erwerbstätigkeit verknüpft. Deshalb sind die Unterschiede bei der beruflichen Vorsorge besonders gross: Frauen-BVG-Renten sind substanziell tiefer als jene der Männer. 🤱

Wie verringert sich der Gender Pay Gap in der Schweiz?

Bei den Lohnunterschieden zeigt sich eine positive Entwicklung. Der Gender Pay Gap ist in den letzten Jahren rückläufig. 2022 verdienten Frauen 16 % weniger als Männer, 2012 waren es noch 19 %. In den vergangenen vier Jahren war der Rückgang besonders gross.

Der Hauptgrund für diese Verbesserung ist ein Generationenwechsel: Junge Frauen sind heute besser ausgebildet als Männer. Dieser Bildungsvorsprung der Männer war vor 20 Jahren noch deutlich grösser. Je älter die Beschäftigten, desto grösser ist auch der Lohnunterschied.

Erklärbare vs. unerklärbare Lohnunterschiede: 2022 konnte sich knapp die Hälfte der Lohndifferenz durch strukturelle Unterschiede erklären lassen. Faktoren wie Ausbildung, Branche oder berufliche Stellung rechtfertigen einen Teil der Unterschiede. Der unerklärbare Anteil – oft als Diskriminierung bezeichnet – liegt bei etwa 8 %.

Die Entwicklung zeigt: Die Lohnunterschiede verringern sich zwar, aber langsam. Für die künftige Entwicklung wird entscheidend sein, wie sich Mütter und Väter die Sorge- und Erwerbsarbeit aufteilen. 📈

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Vorsorgesäulen?

Die drei Säulen der Altersvorsorge behandeln Frauen und Männer sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede erklären, warum der Gender Pension Gap Schweiz entsteht und wo Lösungsansätze liegen.

1. Säule (AHV): In der AHV sind die Geschlechterunterschiede minimal. Frauen erhalten sogar leicht höhere Renten als Männer (1’883 vs. 1 850 Franken). Dies liegt am Verwitwetenzuschlag, von dem Frauen häufiger profitieren, weil sie länger leben. Dank Erziehungs- und Betreuungsgutschriften wird unbezahlte Familienarbeit anerkannt.

2. Säule (Pensionskasse): Hier zeigen sich die grössten Unterschiede. Frauen beziehen deutlich seltener BVG-Renten als Männer (49.7 % vs. 70,6 %). Wenn sie eine Rente erhalten, ist diese durchschnittlich 47 % tiefer. Der Grund: Die berufliche Vorsorge ist direkt an die Erwerbstätigkeit gekoppelt.

3. Säule (private Vorsorge): Bei der Säule 3a können Männer auf deutlich höhere Beträgezurückgreifenn als Frauen. Vermögen in der privaten Vorsorge ist für viele Frauen praktisch unbedeutend.

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Wie können Paare die Rentenlücke gemeinsam angehen?

Paare sollten die Altersvorsorge als gemeinsame Aufgabe betrachten. Bei verheirateten Paaren hat der Gender Pension Gap Schweiz den geringsten Einfluss auf den Lebensstandard, da sie ihr Einkommen mehrheitlich zusammenlegen. Trotzdem ist Vorsorge wichtig – mehr als 4 von 10 Ehen werden geschieden.

Konkrete Massnahmen für Paare: Freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse können den individuellen Gender Pension Gap Schweiz schliessen. Besonders der Elternteil, der das Arbeitspensum reduziert, sollte diese Möglichkeit nutzen. Die Säule 3a kann zusätzliche Vorsorge schaffen – beide Partner können jährlich den Maximalbetrag einzahlen, sofern sie beide mindestens in Teilzeit arbeiten.

Splitting-Strategien: Bei der AHV wird das Einkommenssplitting automatisch angewendet. In der Pensionskasse sollten Paare prüfen, ob der besserverdienende Partner höhere Beiträge leistet.

Für Konkubinatspaare: Unverheiratete Paare sind besonders gefährdet. Mütter im Konkubinat arbeiten zwar mehr (58 % Pensum) als verheiratete Mütter (45 %), aber sie haben keine rechtliche Absicherung. Ein Konkubinatsvertrag kann Klarheit schaffen.

Unser Tipp

👉 Lasse dich professionell beraten. Die Auswirkungen verschiedener Familienmodelle auf die Altersvorsorge sind komplex und individuell verschieden.

Zusammenfassung: Gender Pension Gap Schweiz

Der Gender Pension Gap Schweiz von 31.2 % ist eine Folge unterschiedlicher Lebensentscheidungen im Erwerbsleben. Diese Unterschiede bei der Rentenhöhe zwischen Männern und Frauen gehen hauptsächlich auf Familie oder Berufswahl zurück.

Die positive Entwicklung zeigt sich beim Gender Pay Gap: Die Lohnunterschiede verringern sich kontinuierlich von 19 % (2012) auf 16 % (2022). Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich die Situation langsam verbessert.

Das Hauptproblem liegt in der zweiten Säule. Rentenunterschiede aufgrund von Teilzeitarbeit und Kinderbetreuung werden in der Pensionskasse nicht aufgefangen. Hier sollten Paare eine für beide angemessene Lösung suchen. In der AHV hingegen wird die Betreuungsleistung durch Erziehungs- und Betreuungsgutschriften honoriert.

Die Rentenlücke ist jedoch kein unveränderbares Schicksal. Mit bewusster Planung und fairer Aufteilung der Vorsorge können Paare die langfristigen Auswirkungen reduzieren. 💪

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Wir haben für die Erstellung der Inhalte dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Fehler können wir trotzdem nicht ausschliessen und können keine Gewähr für inhaltliche Korrektheit, Aktualität des Inhalts und Vollständigkeit bieten. Der Artikel ersetzt keine steuerliche Beratung. Wir bieten keine Anlage- oder Steuerberatung an und empfehlen Steuerfragen in jedem Fall mit einem Steuerexperten und/oder der zuständigen kantonalen Steuerverwaltung abzuklären. Jegliche Haftung wird abgelehnt.

Last update: 16.08.2025 14:45

Autor

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Thomas ist Experte für Finanz- und Vorsorgethemen mit über 30 Jahren Anlageerfahrung in fast allen Anlageklassen und zwei Vorsorgesystemen. Als Stiftungsrat und Vizepräsident der Anlagekommission einer der grössten Schweizer Pensionskassen (über 13 Milliarden Anlagevermögen) kennt er die Herausforderungen bei Finanzentscheidungen aus erster Hand. Er bringt komplexe Themen mit seinem Hintergrund als promovierter Wirtschaftswissenschaftler einfach, unabhängig und pragmatisch auf den Punkt.

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