Pensionierung und Rente planen

2. Säule. Diese 4 Faktoren bestimmen wieviel du im Alter bekommst

Lesedauer 4 Minuten

Dein Altersguthaben in der Pensionskasse stellt für die meisten von uns das grösste Finanzvermögen dar. Was beeinflusst eigentlich, wieviel da einmal zusammenkommt? Nun, wie viel Altersguthaben du in der beruflichen Vorsorge aufbauen kannst, hängt im wesentlichen von vier Faktoren ab. Dies sind:

  • Wie viel du verdienst (Einkommen)
  • Wie lange du einzahlst (Beitragsjahre)
  • Wie viel Ertrag deine Vorsorgeeinrichtung erwirtschaftet (Rendite aufs Altersguthaben),
  • Welchen Beschäftigungsgrad du hast (Arbeitspensum)

Schauen wir uns einmal an, was die Experten der Credit Suisse in ihrer Studie «Kapital oder Rente» jüngst dazu herausgefunden haben. Wir machen die Auswirkungen dieser Faktoren mit drei Fallbeispielen für dich deutlich. Viktor arbeitet nach seiner Berufsausbildung im Detailhandel. Er hat ein Einkommen von 50’000 Franken, das im Lauf seines Berufslebens auf 70’000 Frankensteigt. Luisa arbeitet als Lehrerin an einer Sekundarschule. Ihr Einkommen von 70’000 Franken dürfte auf rund 100’000 Franken steigen. Jana ist Rechtsanwältin. Sie verdient 95’000 Franken und kann ihr Einkommen in einer grösseren Kanzlei auf rund 200’000 Franken mehr als verdoppeln.

Einkommen: mehr ist besser

Von deinem Einkommen zahlen du und dein Arbeitgeber jährlich Sparbeiträge (sog. Altersgutschriften) auf dein Pensionskassen-Konto ein, falls du für diese Tätigkeit mehr als 21’150 Franken pro Jahr bekommst. Wie hoch der Sparbeitrag ist, hängt von deinem Alter, deinem Einkommen und allfälligen überobligatorischen Pensionskassen-Leistungen deines Arbeitsgebers ab. Alle Details zur Vorsorgesprache und wie der Sparbeitrag berechnet wird, findest du in diesem Wissensbeitrag. Je älter du bist, umso höher ist der Prozentsatz. Je höher dein Einkommen ist, umso mehr Kapital wird jedes Jahr beiseite gelegt und mittels Zinseszins vermehrt. Daher wächst dein Altersguthaben umso schneller, je höher dein Einkommen ist – denn darauf wird der Sparbeitrag berechnet. Was du tun kannst: investiere in dein Humankapital und schau, dass dein Einkommen sich positiv entwickelt. Das nützt nicht nur deinem Pensionkassenguthaben, sondern auch deiner Sparquote.

Beitragsjahre: Weniger Jahre kürzen dein Altersguthaben

Wie viel Altersguthaben du am Ende hast, hängt auch wesentlich davon ab, wie lange du ansparst. Dein Sparprozess in der 2. Säule beginnt ab dem 25. Lebensjahr: ab dann zieht dein Arbeitgeber dir jedes Jahr vom Lohn einen Anteil als Sparbeitrag für die Pension ab und leistet selbst einen Beitrag in mindestens gleicher Höhe, solange du mehr als 21’150 Franken pro Jahr bei ihm verdienst. Das geht solange, wie du berufstätig bist und bis du in den Ruhestand gehst. Hier gilt: weniger Jahre einzahlen, reduzieren das Altersguthaben. Denn einerseits legst du weniger Geld weg, andererseits profitierst du auf deiner Spareinlage auch nicht vom Zinseszinseffekt. Wie viel du für die 2. Säule sparst, macht der Gesetzgeber von deinem Alter abhängig. Die sogenannten Altersgutschriften, also die Beiträge von dir und deinem Arbeitgeber, steigen mit zunehmendem Alter von 7 % auf 18 % in der Altersgruppe ab 55 Jahren an. Daraus folgt: wenn du früher aufhörst zu arbeiten, wirkt sich das für dein Altersguthaben ziemlich heftig aus – dir fehlt nämlich der hohe Sparbeitrag der späten Jahre.  Schauen wir uns dazu zwei Beispiele an, in denen Viktor, Luisa und Jana jeweils 6 Beitragsjahre fehlen.

6 Beitragsjahre weniger …  Verzögerter Arbeitseinstieg
(6 Jahre fehlen am Anfang)
Frühzeitige Pensionierung
(6 Jahren fehlen am Ende)
… infolge verschiedener Lebensereignisse… Viktor kommt als Ausländer erst später in die Schweiz;

 

Luisa nimmt eine Babypause;

Jana macht eine Uni-Ausbildung;

Viktor verliert seinen Job;

 

Luisa lässt sich früher pensionieren;

Jana entscheidet sich für einen vorzeitigen Ruhestand;

…wirken sich deutlich auf ihr Altersguthaben aus. 8 – 10 % tieferes Altersguthaben. 30% tieferes Altersguthaben.

Das Beispiel zeigt, dass ein verzögerter Berufseinstieg das Altersguthaben um 8-10% reduziert, ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Berufsleben das Altersguthaben um 30%.

Darum gilt: wer freiwillig früher in Rente geht, muss sich gut überlegen ob er sich das leisten kann und will. Wer unfreiwillig früher gehen muss, sollte sich nach Übergangslösungen der Vorsorgeeinrichtung erkundigen und nach Möglichkeit einen neuen Job suchen. Wem zu Beginn Beitragsjahre fehlen, sollte einen Einkauf in die Pensionskasse prüfen.

Rendite aufs Altersguthaben: je höher die Rendite, desto mehr Altersrente gibt’s

Schauen wir uns das Beispiel von Luisa an: Bei 1% Verzinsung ihres Altersguthabens steht am Ende ihres Berufslebens ein Kapital von rund 440’000 Franken zur Verfügung. Rechnen wir das mit einem Umwandlungssatz von 5.5% in eine Rente um, erhält sie Monat für Monat rund 2’000 Franken. Liegt die Verzinsung des Altersguthabens dagegen bei 4%, hätte Luisa mit 3’400 Frankendeutlich mehr. Was kannst du tun? Herzlich wenig. Weder die Anlagestrategie deiner Vorsorgeeinrichtung kannst du beeinflussen damit sie mehr Rendite rausholen kann, noch den Mix aus Versicherten und Rentnern deiner Vorsorgeeinrichtung. Die einzige Option für dich: ein Jobwechsel zu einem Arbeitgeber, dessen Vorsorgeeinrichtung bisher gut gewirtschaftet und mehr verzinst hat – dann stehen zumindest die Chancen nicht schlecht, dass es so bleiben könnte.

Arbeitspensum: dauerhafte Teilzeit bremst den Vermögensaufbau substanziell

Dein Altersguthaben setzt sich – vereinfacht gesagt – aus Sparbeiträgen und der Verzinsung zusammen. Bei Teilzeitarbeit wirken zwei Effekte auf dein Altersguthaben: Erstens sorgt der Zinseszinseffekt dafür, dass dein Altersguthaben überproportional zur Beschäftigungsgradreduktion sinkt. Arbeitet Viktor im Detailhandel lebenslang zu 60% in Teilzeit, fällt sein Altersguthaben nicht ebenfalls um 40% tiefer, sondern sogar um 53% tiefer aus. Würden Luisa und Jana lebenslang zu 60% Teilzeit arbeiten, wäre ihr Alterskapital um 52% bzw. 48% tiefer. Aufgrund ihrer höheren Einkommen zahlen sie Jahr für Jahr mehr ein, was bei ihnen zu einem grösseren verzinslichen Kapitalstock führt als bei Viktor.

Zweitens führt der Effekt höherer Sparbeiträge in der Altersgruppe ab 45 Jahren dazu, dass Teilzeit in der zweiten Hälfte des Berufslebens dein Altersguthaben deutlich stärker beeinflusst als Teilzeit in der ersten Hälfte des Berufslebens. Einfach weil in letzten 20 Jahren mehr fürs Alter zwangsgespart wird als in den ersten 20 Jahren. Wer weniger spart, hat weniger Geld in der Kasse, bekommt so auch weniger Zinseszins. Denn ein Grossteil deines Altersguthabens entsteht nun mal in der zweiten Hälfte deines Berufslebens. So einfach ist das.

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Last update: 14.12.2020 20:04

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Thomas verfügt über mehr als 30 Jahre Expertise als Privatanleger in fast allen Anlageklassen und zwei Vorsorgesystemen. Er gestaltet seit vielen Jahren einfache Kunden- und Serviceerlebnisse, bewegt Menschen und Organisationen und hat ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen von Menschen bei Finanzthemen gewonnen. Thomas bringt mit seinem Background als Doktor in Wirtschaftswissenschaften Themen einfach und pragmatisch auf den Punkt.
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