
Steuern zahlen wir entweder aufs Mal oder in festgelegten Steuerraten. Steuern vorauszahlen bedeutet die voraussichtlich zu zahlenden Steuern freiwillig schon vorzeitig zu bezahlen. Das kann sich lohnen. Warum?
Erstens musst du deine Steuern irgendwann sowieso bezahlen und zweitens bezahlen dir viele Kantone bei Vorauszahlung einen vergleichsweise hohen Zins. Also kann Steuern vorauszahlen je nach Verzinsung für dich Sinn machen. Dazu schauen wir uns zunächst die vier relevanten Zinssätze an von denen deine Entscheidung abhängt.
Bankzins, Vergütungszins, Ausgleichszins, Verzugszins, Vorauszahlungszins
Wenn du verstehst welchen Zins du bekommst und welchen bezahlst und wie hoch diese sind, verstehst du schnell ob sich Steuern vorauszahlen für dich lohnt.
- Bankzins ist der Zins, den du für dein Geld auf einem Lohnkonto oder Sparkonto bekommst. Im aktuellen Umfeld liegt dieser auf einem Lohnkonto bei rund 0%.
- Vergütungszins (auch Ausgleichszins genannt) ist der Zins, den du von der Steuerverwaltung bekommst, wenn sich später herausstellt, dass sie dir zu hohe Steuern in Rechnung gestellt hat. Der Vergütungszins ist steuerfrei.
- Verzugszins ist der Zins, den du der Steuerverwaltung bezahlst, wenn du Steuern nicht fristgerecht bezahlst. Steuern werden mit Rechnungszustellung fällig. Wenn du geschuldete Steuern trotz Mahnung nicht bezahlst, wirst du betrieben. Den Verzugszins kannst du in deiner Steuererklärung als Abzug bei Zinszahlungen anbringen.
- Vorauszahlungszins ist der Zins, den dir die Steuerverwaltung auf freiwillige Zahlungen vor Fälligkeit der Ratenrechnung bezahlt. Das funktionier so: falls du auf deinem Vorauszahlungskonto bei der Steuerverwaltung ein Guthaben hast, werden davon die Ratenrechnungen gedeckt. Eine Verzinsung deines Guthabens erfolgt bis zu dieser Anrechnung. Übersteigt dein Vorauszahlungsguthaben die Ratenrechnungen, wird ein Überschuss bis höchstens zum Jahresende verzinst. Der Vorauszahlungszins ist steuerpflichtig.
Vorauszahlungszins Steuerjahr 2021 / 2022 in verschiedenen Kantonen
Die Bundessteuer ist übrigens jeweils per 31.03. des Folgejahres geschuldet, was schweizweit gilt. Bei der Kantons- und Gemeindesteuern legt jeder Kanton Zahlungstermine, Fristen und Zinsen selbst fest. Die Vereinigung der schweizerischen Steuerbehörden hat im Bezugsverfahren für die direkten Steuern u.a. zusammengestellt, wie Steuern von Bund oder Kanton erhoben, in Rechnung gestellt oder vergütet werden.
Steuern vorauszahlen funktioniert in den verschiedenen Kantonen deshalb ganz unterschiedlich. Hier spiegelt sich das föderale System wieder. Der Vorauszahlungszins unterscheidet sich recht deutlich und ändert sich jährlich. Für einige bevölkerungsreiche Kantone findest du den Vorauszahlungszins und Vergütungszins in der folgenden Tabelle. Viele Kantone und der Bund haben die Zinsen für Vorauszahlungen wegen des niedrigen Zinsumfelds gesenkt. Denn auf überschüssige Liquidität müssen sie Negativzinsen bei der Nationalbank bezahlen.
Darum gibt es auf Bundesebene schon seit 2017 keinen Zins mehr für Vorauszahlungen (0%). Beim Bund wurde auf 2022 der Verzugs- bzw. Vergütungszins von 3% auf 4% erhöht.
Kanton | Vorauszahlungszins in % | Verzugszins in % |
Aargau | 0.1 | 5.1 |
Basel Stadt | 0.1 | 3.5 |
Basel-Land | 0.2 | 5 |
Bern | 0 | 3 |
Freiburg | 0 | 3 |
Graubünden | 0 | 4 |
Luzern | 0 | 3.5 |
St. Gallen | 0.25 | 4 |
Solothurn | 0 | 3 |
Wallis | 0 | 3.5 |
Zug | 0 | 4 |
Zürich | 0.25 | 4.5 |
Für die zu bezahlenden Steuern legt die Steuerverwaltung Höhe und Termin fest. Dabei unterscheiden sich die kantonalen Systeme für Steuerzahlungen, Anzahl und Termine der Ratenrechnungen sowie Vergütungsregelungen. Beispielsweise erhebt das Wallis fünf provisorische Raten , der Kanton Bern drei (20. Mai, 20. August, 20. November). Das Tessin erhebt zwar auch drei Raten aber zu anderen Terminen (1.Mai., 1.Juli und 1.September). In Zürich gibt es einen allgemeinen Fälligkeitstermin zum 30.September. Auch im Aargau gibt es einen Fälligkeitstermin, dort ist der Bezugspunkt aber der 31.Oktober.
Tipps rund ums Steuern vorauszahlen
Kanton hin oder her – es gibt für dein Steuergeld dennoch einige allgemeingültige Tipps.
Tipp 1: Pünktlich Steuern zahlen
Da du immer einen höheren Verzugszins bezahlst als du Bankzins bekommst, lohnt es sich nicht fällige Steuerraten aufzuschieben. Zahle pünktlich um deine Finanzen zu optimieren.
Tipp 2: Steuern vorauszahlen, wenn es Vorauszahlungszins gibt
Die meisten Banken geben auf Lohnkonti keinen Zins mehr und auf Sparkonti Minimalzinsen. Falls du von der Steuerverwaltung einen Vorauszahlungszins bekommst der über dem Bankzins liegt, macht Steuern vorauszahlen Sinn. Der Vorauszahlungszins ist mittlerweile in den meisten Kantonen allerdings sehr tief. Dennoch holst du so ein bischen mehr aus deinem Geld raus.
Tipp 3: Kantons- und Bundessteuer separat planen
Aus Sicht Steuerverwaltung gehen Vorauszahlungen für Bund und Kanton auf verschiedene Konten. Plane deshalb die zu erwartende Steuer separat für Bund und Kanton. Falls du zu viel beim Bund und zu wenig beim Kanton einzahlst (oder umgekehrt) kann dies zu Verzugszinsen führen bzw. zu Nullverzinsung wegen Überzahlung. Beim Steuern vorauszahlen mehr zu bezahlen als insgesamt mutmasslich an Steuern anfallen wird macht darum keinen Sinn.
Tipp 4: Quellenbesteuerte sollten nicht zu wenig bezahlen
Bei Quellenbesteuerten soll die abgezogene Quellensteuer im Idealfall die geschuldete Steuer abdecken. Wenn dir zu viel Quellensteuer abgezogen wurde, bekommst du eine Rückvergütung mit dem Vergütungszins. Wenn dir zu wenig abgezogen wurde, bekommst du eine Nachbelastung mit dem höheren Verzugszins. Achte deshalb darauf, dass du nicht zu wenig bezahlst, sonst wird’s teuer.
Neben Steuern vorauszahlen gibt es aber noch mehr Möglichkeiten, wie du durch frühzeitige Zahlungen deine Finanzen optimieren kannst. Weisst du wie gross der Effekt eines Zahlungswechsels für die Säule 3a vom Jahresende auf den Jahresanfang hat?
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Last update: 28.01.2022 08:26