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Zinseszins-Effekt: Dein Verbündeter für die Altersvorsorge

Zinseszinseffekt schach smolio
Lesedauer 5 Minuten

Kennst Du das Spiel Schach? Und möchtest Du mit Geld mehr Geld verdienen? Wir erklären Dir, wie Schach, Zinseszins-Effekt und Deine Vorsorge zusammenhängen. Entdecke, wie Du mit wenig Aufwand mehr aus Deinem Geld machen kannst: wie Du Dein Geld für Dich arbeiten lässt.

Was ist der Unterschied zwischen linearem und exponentiellem Wachstum

4 plus 4 ergibt 8, und noch einmal 4 dazu ergibt 12. Das ist linear. 4 mal 4 ergibt 16, und noch einmal mit 4 multipliziert ergibt schon 64. Das ist exponentiell, potenziert, ein Vielfaches.Schauen wir uns den Effekt von exponentiellem Wachstum mit einer Anekdote aus der arabischen Welt an.

Der Legende nach erfand ein Berater eines indischen Herrschers das Schachspiel. Im Schach spielt der König zwar eine zentrale Rolle, ist aber ohne seine Bauern und Offiziere verloren. Um sich für eine erteilte Lebensweisheit und die Unterhaltung zu bedanken, gewährte der Herrscher seinem Berater einen freien Wunsch. Sissa bin Dahir bat um Weizenkörner, und zwar auf jedem Feld um doppelt so viele wie auf dem vorherigen. Der Herrscher gewährte ihm diesen Wunsch. Nach einigen Tagen des Rechnens stellte der Kornmeister fest, dass er die leichtfertig erteilte Zusage des Herrschers nicht einlösen konnte. Denn die geschuldete Menge entspricht dem über tausendfachen der jährlichen Weizenproduktion unserer Zeit.

Die Anekdote zeigt sehr deutlich, wie gross die Zahlen durch exponentielle Vermehrung werden. Einstein wurde darum auch das Zitat zugeschrieben, dass der Zinseszins die grösste mathematische Erfindung menschlichen Denkens sei. Auch wenn es mittlerweile als erwiesen gilt, dass dies nur eine Zuschreibung nach seinem Tod ist, ändert dies nichts an dessen kraftvoller Hebelwirkung.

Was ist der Zinseszins und der Zinseszins-Effekt?

Der Zinseszins-Effekt ist die Grundlage dafür, um Geld für Dich arbeiten zu lassen. Doch wie funktioniert das genau? Der Zins ist ein prozentual berechneter Betrag, der nach einer bestimmten Laufzeit die verzinste Summe (Vermögen wie Schulden) erhöht. Da Vermögen oder Schuld durch die Verzinsung steigen, bezieht sich der prozentuale Zins bei der nächsten Zinsberechnung auf eine grössere Summe. Zinsgutschrift oder Zinsbelastung werden deshalb jährlich grösser. Der Zinseszins entsteht also dadurch, dass Du im Folgejahr Zins auf die Zinsen des Vorjahres bekommst, wenn Du den erhaltenen Zins direkt wieder anlegst.

Der Zinseszins-Effekt führt dann dazu, dass sich das Vermögen nach einer gewissen Zeit verdoppelt und später exponentiell wächst – aufgrund der Zinszahlungen. Übrigens, der Zinseszins-Effekt heisst zwar so, wirkt aber nicht nur bei festverzinslichen Anlagen. Denn auch Erträge aus Aktien (also Dividenden) generieren Dir in den Folgejahren zusätzliche Erträge, wenn Du sie direkt nach Ausschüttung wieder in Aktien anlegst. Geld macht Geld.

Unser Tipp: der Zinseszins bei Schulden läuft gegen dich

👉 Achtung, der Zinseszins-Effekt spielt bei Schulden gegen Dich. Schulden machen mehr Schulden, wenn Du keine Rückzahlungen (laufende Zinszahlungen und/oder Tilgungen) vornimmst. Der Rat der Bank „die Hypothek“ stehen zu lassen ist ein Rat für die Bank, nicht für dich.

Was beeinflusst den Zinseszins?

Wie hoch der Zinseszins ausfällt, hängt von den folgenden Grössen ab. Erstens dem Startvermögen, das Du zu Beginn anlegst oder als Kredit beziehst. Zweitens der Höhe und Häufigkeit weiterer Einzahlungen (sogenannte Sparraten). Drittens dem Anlagehorizont, also wie lange Du Startvermögen und Sparraten anlegst. Und viertens dem Zinssatz (der Rendite), den Du erhältst oder als Zins für einen Kredit bezahlst. Schauen wir uns das etwas genauer an.

Wie funktioniert der Zinseszins-Effekt in der Praxis?

Daher gelten beim Zinseszins-Effekt folgende drei Prinzipien, jedes für sich und alle zusammen.

  • Prinzip 1: Dein Vermögen wächst umso mehr, je grösser Dein Startvermögen ist.
  • Prinzip 2: Dein Vermögen wächst umso mehr, je länger Du anlegst.
  • Prinzip 3: Dein Vermögen wächst umso mehr, je höher die Verzinsung ist.

Wie nutzt Du den Zinseszins-Effekt für Deine Altersvorsorge?

Wenn Du Vermögen für Deinen Ruhestand ansparst, ist es wichtig, dass es sich mit Zinseszins vermehrt und Du die Zinszahlungen oder Dividendenausschüttungen sofort wieder anlegst. Nur dann profitierst Du vom Zinseszins-Effekt darauf. Denn die jährliche Inflation (Geldentwertung) führt ebenfalls zu einem exponentiellen Kaufkraftverlust, gewissermassen als Gegenspieler zum Zinseszins-Effekt. Wenn Du also die Kaufkraft Deines Vermögens erhalten und vergrössern willst, musst Du es ebenfalls exponentiell über den Zinseszins vermehren.

Unser Tipp:

Mit der 72er Regel kannst du abschätzen, wie lange es dauert bis sich dein Startguthaben verdoppelt. Nehmen wir an, du erzielst auf dein Startvermögen eine Rendite von 6.7% pro Jahr. Das entspricht etwa der durchschnittlichen Rendite des Weltaktienmarkts (MSCI World) über die letzten Jahrzehnte. Wie lange dauert es bis sich dein Startvermögen verdoppelt? Die 72er Regel sagt dazu: teile 72 durch den Zinssatz in Prozent. In unserem Beispiel wird sich dein Vermögen aufgrund des Zinseszins-Effekts also nach ungefähr 10.7 Jahren (=72/7), also nach 10 Jahren und 9 Monaten verdoppelt haben.

Daniel und Philipp sparen Geld für die Pension

Der Zinseszins-Effekt wird gemeinhin dramatisch unterschätzt. Darum schauen wir uns das Beispiel von Philipp (25) und Daniel (45) an. Beide beginnen, Geld fürs Alter zu sparen.

Daniel muss 3x mehr sparen

Daniel bleiben noch 20 Jahre, Philipp noch 40 Jahre bis zur Pension. Nehmen wir an, beide sparen monatlich gleich viel und haben ein gleiches Startguthaben. Dann hat Philipp am Ende dreimal mehr Vermögen angespart als Daniel. Wenn Daniel trotz späterem Start mit 65 Jahren gleich viel Vermögen wie Philipp erreichen will, muss er monatlich dreimal mehr als Philipp zurücklegen. Die Anwendung von Prinzip 2 zeigt, wie wichtig es ist, früh mit dem Alterssparen zu starten.

Philipp wird Vermögensmillionär

Schauen wir uns eine weitere Rechnung am Beispiel von Philipp an. Wenn er mit einem Startguthaben von 7258 Franken jährlich den Säule 3a Maximalbetrag von 7’258 Franken (Stand 2025) in Wertschriften investiert und dabei die historische durchschnittliche Verzinsung des Weltaktienmarkts (MSCI World) erzielt, ist er nach 35 Jahren Vermögensmillionär. Also schon 5 Jahre vor dem aktuellen Renteneintrittsalter. Dabei hat er nur knapp ein Viertel eingezahlt – die übrigen drei Viertel sind Zinseszinsen!

Wieso macht ein kleiner Gebührenunterschied viel aus?

Die Auswirkung von Prinzip 3 zeigt das Beispiel von Reto. Sein langfristiger Anlagehorizont erlaubt ihm, seine Vorsorge in der 3. Säule mit Aktienfonds aufzubauen. Er fragt sich, welchen Effekt der Gebührenunterschied zwischen aktiven und passiven Fonds (ETF) in Franken eigentlich ausmacht? Denn mehr Gebühren bedeuten für ihn nichts anderes als weniger Rendite auf sein Vermögen. Reto vergleicht mit uns einen passiven und einen aktiven 3a-Anlagefonds mit einer Aktienquote von je 75 %. Der Gebühren- und damit Renditeunterschied von 1.45 % wirkt sich auf lange Sicht heftig aus: mit dem günstigeren Produkt springen rund 30 % mehr Endvermögen für Reto raus. Wir merken uns: weniger Gebühren = höhere Rendite = mehr Kapital am Ende.

Wieso sollte ich früh in die Säule 3a einzahlen?

Wie gross der Effekt einer weiteren kleinen Massnahme, in diesem Fall die Umstellung der 3a-Einzahlung vom Jahresende auf den Jahresbeginn ist, haben wir ebenfalls am Beispiel von Reto gezeigt. Dies ist ebenfalls eine Anwendung von Prinzip 2. Durch seine regelmässige 3a-Einzahlung am Jahresanfang erhält Reto am Ende rund 15 % mehr als bei einer Einzahlung am Jahresende. Hättest Du das gedacht? Der Zinseszins macht’s möglich.

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Zusammenfassung: Zinseszins-Effekt: Dein Verbündeter für die Altersvorsorge

Das Konzept des Zinseszins-Effekts besteht darin, mit Geld mehr Geld zu verdienen: Das Kapital vermehrt sich nicht linear, sondern exponentiell. Die exponentielle Wirkung ist dramatisch und wird regelmässig unterschätzt. Auch wenn es «Zinseszins» heisst, wirkt der Effekt auch bei der Wiederanlage von Dividenden oder bei Schulden. Um die Wirkung für Dich zu maximieren, solltest Du auf Folgendes achten:

  • Dein Startvermögen maximieren (Prinzip 1): Lieber mehr sparen als weniger sparen. Ein Budget hilft Dir dabei. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen von heute und den Wünschen von morgen zu finden. Vielleicht hilft Dir bei der Bewältigung auch eine der Strategien aus dem Marshmallow-Test?
  • Von möglichst hoher Rendite profitieren (Prinzip 3): Suche Dir eine Anlage, deren Rendite/Risikoprofil zu Dir passt und optimiere deren Kosten. Denn kleine Unterschiede bei Kosten oder im Ertrag wirken sich über lange Zeiträume gross aus.
  • Zinseszins bei Krediten abstellen: Denk daran, dass der Zinseszins-Effekt auch für Kontoüberschreitungen oder Konsumkrediten wirkt. Und zwar zugunsten der Bank gegen Dich. Vermeide darum ihre Aufnahme und tilge bestehende möglichst rasch.

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Wir haben für die Erstellung der Inhalte dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Fehler können wir trotzdem nicht ausschliessen und können keine Gewähr für inhaltliche Korrektheit, Aktualität des Inhalts und Vollständigkeit bieten. Der Artikel ersetzt keine steuerliche Beratung. Wir bieten keine Anlage- oder Steuerberatung an und empfehlen Steuerfragen in jedem Fall mit einem Steuerexperten und/oder der zuständigen kantonalen Steuerverwaltung abzuklären. Jegliche Haftung wird abgelehnt.

Last update: 09.06.2025 14:13

Autor

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Thomas ist Experte für Finanz- und Vorsorgethemen mit über 30 Jahren Anlageerfahrung in fast allen Anlageklassen und zwei Vorsorgesystemen. Als Stiftungsrat und Vizepräsident der Anlagekommission einer der grössten Schweizer Pensionskassen (über 13 Milliarden Anlagevermögen) kennt er die Herausforderungen bei Finanzentscheidungen aus erster Hand. Er bringt komplexe Themen mit seinem Hintergrund als promovierter Wirtschaftswissenschaftler einfach, unabhängig und pragmatisch auf den Punkt.
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